Samstag, 6. Juli 2013

Auf der Lüneburger Heide. Oder: Man lernt nie aus.

Aufgewachsen am (anderen) Rand der Lüneburger Heide kam ich als Kind nicht drum herum, ausgedehnte Spaziergänge (oder bestenfalls eine Kutschfahrt) durch diese besondere Form der Kulturlandschaft unternehmen zu müssen.
Damit hier kein falsches Bild entsteht: Ich bin schon immer gerne draußen in der Natur gewesen, durchstreifte Wiesen und Felder, erkundete Wälder und kletterte mit Hingabe auf die besonders hohen Bäume. Aber spazieren gehen? Im schlimmsten Fall mit einer Gruppe Erwachsener auf ausgelatschten Wegen einfach nur gehen?? Ohne ein bestimmtes (interessantes) Ziel vor Augen??? Laaangweilig. Uhhh, mir fallen gerade die "Wandertage" während meiner Schulzeit ein. Mir laufen jetzt noch kalte Schauer über den Rücken. Auf Wandertagen kam nämlich noch hinzu, dass meine Freundin und ich schließlich IMMER das Schlusslicht bildeten und die Strecke sich so endlos hinzog.
Die Heidelandschaft weckte bei mir daher lange Zeit keine angenehmen Erinnerungen...


Für Kinder wird meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung nach ein behäbiges Dahintrotten ohne fassbares  Ziel durch die mantraartige Wiederholung von Phrasen wie "Nun guck doch mal, die schöne Landschaft!" einfach nicht spannender. Dabei sind Kinder doch meistens gerne draußen. Aber sie wollen (sich selbst) erleben, begreifen, entdecken, ihre Sinne nutzen. Sie wollen rennen, springen, klettern, matschen, bauen, beobachten, fühlen. Und es sei an dieser Stelle erwähnt, dass dies alles auch uns Erwachsenen wenigstens von Zeit zu Zeit sehr gut tut.
Stell' ein Kind in den Wald oder an einen Bach und es wird nach kurzer Zeit tätig werden. Ganz von selbst. Und Entspannung macht sich breit. Auch ganz von selbst.


So auch am letzten Sonntag, dem 3. Geburtstag unseres Sohnes. Wir unternahmen einen Ausflug in die Heide bzw. an ihren Rand. Zu einem bestimmten Plätzchen an einem kleinen Bach. Ich habe gelernt: Die Heide kann so schön sein!

Händewaschen wird zum Erlebnis: Kaulquappen!

Beim Dammbau sind alle mit dabei.

Blaubeeren. Die Geduld beim etwas mühseligen Sammeln lohnt sich!

 
Klettern. Balancieren. Durchwaten.

Schiffchen bauen. Toll, wenn man eine große Schwester hat!

Und noch etwas habe ich dazu gelernt.
Ich erinnere mich noch zu gut an den ersten Geburtstag meiner Tochter: Schnelles Frühstück zu Dritt, da die kulinarischen Vorbereitungen für den Brunch, zu dem die gesamte Familie eingeladen war, die zwar nicht riesig ist, aber doch immerhin aus 13 Personen besteht, erledigt bzw. zum Ende gebracht werden mussten. Schließlich wollte ich die Gäste entspannt empfangen und Zeit haben, viele schöne Momente mit ihnen und meiner Tochter verbringen! Zum Kaffeetrinken waren dann noch viele unserer Freunde eingeladen. Zu diesem Zeipunkt löste sich meine Aufregung und Anspannung ("Oh Gott, ich bin jetzt Mutter und die ganze Zeit zu Hause, jetzt muss ich aber auch alle Erwartungen erfüllen!") und ich lag mit Migräne im Bett.
Ich weiß nicht, ob das allen oder vielen Müttern so oder ähnlich ergeht. Hier hatten meine Gedanken zum Geburtstagsfest jedenfalls eine Eigendynamik entwickelt, die mich schließlich im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen hat. Seitdem bin ich dabei "abzuspecken". Oder vielmehr, mich von den vermuteten Erwartungen anderer zu lösen und mich darauf zu konzentrieren, was uns Vieren und ganz besonders natürlich dem Geburtstagskind gefällt.


Am frühen Nachmittag waren wir wieder zu Hause, hatten ein Stündchen Zeit zum Ausruhen und dann kam der Rest der Familie. Es gab Erdbeerknusperkuchen, Erdbeermuffins und meine Mutter brachte ihre berühmte Erdbeer-Baiser-Torte mit. Dazu Sekt, Holunderblütensirup und natürlich Kaffee.
Am Abend waren mein Mann und ich uns einig, dass dieser Geburstag einfach rund gewesen war. Und als wir unseren Sohn wie fast jeden Abend danach fragten, was er an diesem Tag besonders schön und was besonders blöd fand, antwortete er:
"Ich fand so schön, dass ich den ganzen Tag Geburtstag hatte."
Hach.


Ach ja, und ganz bestimmt werde ich irgendwann zusammen mit meinem Mann den "ausgelatschten" Heidepfad weiter und weiter entlangwandern, um zu sehen, welch ein Ausblick hinter diesem Plätzchen liegt. Und falls unsere Kinder bis dahin noch nicht ihre Wanderlust entdeckt haben sollten, tun wir dies alleine...

Das Grau-in-grau der letzten Tage machte auch am Geburtstag keine Pause, lediglich winzige Wolkenlücken ließen die Sonne dahinter erahnen. Doch wenn ich jetzt grad nach oben schaue und das strahlende Blau und die strahlende Sonne sehe, bleiben mir nur zwei Dinge zu tun: Die Sonnenstrahlen schicke ich zur wunderbaren Himmelssammlung der "Raumfee" und euch allen wünsche ich ein genussvolles Wochenende!



3 Kommentare:

  1. Tolle Bilder hast Du da gemacht!!! Ich habe letztes WE genauso einen Heidespaziergang gemacht aber ich liebe Spaziergänge "ohne Ziel", einfach so durch die Natur wandeln, schöne Fleckchen entdecken und genießen :) Aber ich bin ja schon groß und buddle nicht mehr so gerne im Matsch ;))))
    Ein schönes sonniges Wochenende, Dir!
    Von Annette

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  2. oh welch heRRlicheR tag. so möcht ich auch mal gebuRtstag feieRn. abeR im mäRz leideR nie blaubeeRen und picknickwetteR voRhanden. und die äpfel schon so gRoß .... das scheint ein gutes eRntejahR zu weRden.
    liebe wochenendgRüße. käthe.

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  3. Die Heide kenn ich bislang nur von Urlauben und musste beim Lesen Deiner Zeilen schmunzeln. Solche Geburtstage kenne ich auch und die geschilderte Situationen in ähnlicher Form. Inzwischen bin ich diejenige, die an solchen Tagen einen gemütlichen Familienausflug vorzieht. Aber meine Kinder lieben diese riesigen Familienfeiern, vor denen ich dann Tage vorher mit reichlich Backen, Kochen und Co. bechäftigt bin...

    Liebe Grüße,

    Sabine

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